Wir haben „Wo ist mein Heim?“ gesungen und sind mit den Tschechen gut ausgekommen
Maria Stockinger wurde am 9. September 1927 in eine deutsche Familie in Deschenitz (Dešenice) geboren, die Mutter hieß Maria Weiss, der Vater Franz Aschenbrenner. Sie hatte drei Brüder und zwei Schwestern. Die Kindheit verbrachte sie bei ihrer Großmutter, die Hebamme war. Sie besuchte die Gemeindeschule in Deschenitz, wo sie auch Tschechisch lernte. Die Bürgerschule besuchte sie in Neuern (Nýrsko) und vor dem Eintritt in die Lehre trat sie mit 14 Jahren den einjährigen Arbeitsdienst auf dem Hof der Familie Kraut an. Zum Ende des Zweiten Weltkriegs war sie Zeuge eines Durchzugs von verelendeten weiblichen Häftlingen aus dem Konzentrationslager Deschenitz. Nach dem Krieg wurde sie zur Arbeit auf einem Bauernhof bei Klattau (Klatovy) eingesetzt, wartete wie ihr Vater und ihre Schwester nicht auf die Vertreibung, sondern flüchtete bereits am 8. Februar 1946 beim Berg Osser (Ostrý) nach Bayern. Ihr Haus wurde konfisziert und die Mutter nach Ostern 1946 vertrieben. Maria arbeitete fast sechs Jahre bei einem Bauern und fand später Arbeit in einer Textilfabrik in Bonfelden. 1955 heiratete sie einen deutschen Aussiedler aus der Tschechoslowakei, den sie schon vor der Vertreibung kannte. Heute hat sie zwei Kinder, mit denen sie sich das erste Mal 1974 Deschenitz ansah.