Das Verhältnis zwischen Deutschen und Tschechen vor dem Zweiten Weltkrieg war nicht schlecht
Stáhnout obrázek
Marianne Kreul wurde am 23. Dezember 1927 in der Lausitzer Stadt Zittau geboren, ihre Mutter war eine Sudetendeutsche aus Liberec. Ihre Lebensgeschichte ist auch die Geschichte der deutsch-tschechischen Grenze sowie ihrer sich wandelnden Formen im zwanzigsten Jahrhundert. Marianne Kreul erinnert sich an die Vorkriegsverhältnisse, die Besetzung des Sudetenlandes durch Hitlerdeutschland und den Krieg, an dessen Ende sie und ihre Mutter fliehen mussten. Die Nazis hatten nämlich die Industriestadt Zittau zur Festung erklärt, die nicht an die vorrückende Rote Armee übergeben werden durfte. Sie fanden Zuflucht auf tschechischem Gebiet im damaligen Sudetenland. Marianne Kreul erlebte auch die Nachkriegsarmut, die Vertreibung der deutschen Bevölkerung aus Polen und der Tschechoslowakei, von der auch ihre Verwandten betroffen waren, und die Gründung der Deutschen Demokratischen Republik auf der Grundlage der sowjetischen Besatzungszone Deutschlands. Während Zittau und Liberec nach dem Krieg fünfzehn Jahre lang durch eine undurchdringliche Grenze mit Stacheldraht getrennt waren, studierte Marianne im völlig zerbombten Dresden Lehramt. Ihre böhmischen Wurzeln weckten dennoch ihr Interesse an der Tschechischen Republik, in die sie regelmäßig in den Urlaub fuhr. So war sie auch am 21. August 1968 am Mácha-See in Doksy, als der Einmarsch der „brüderlichen“ Truppen in die Tschechoslowakei stattfand. Der Einmarsch kam unter anderem aus der DDR, Mariannes Heimat, über die deutsch-tschechische Grenze. Die Geschichte des Zeitzeugen konnten wir dank der Unterstützung des Deutsch-Tschechischen Zukunftsfonds aufzeichnen.